Die Niederlande sind zwar für ihre ausgedehnten Polder und Deiche bekannt, doch das Land beherbergt auch eine Vielzahl an Waldgebieten. Diese Wälder unterscheiden sich in Zusammensetzung, Nutzung und Geschichte. In diesem Artikel befassen wir uns mit den verschiedenen Waldtypen in den Niederlanden und was sie einzigartig macht.
Was macht einen Wald zu einem Wald?
Gemäß dem niederländischen Waldgesetz von 1961 ist eine Fläche offiziell ein Wald, wenn sie mindestens 10 Ar (1000 m²) umfasst oder im Falle einer Reihenpflanzung eine oder mehrere Reihen mit mindestens 21 Bäumen enthält. Allerdings sind auch andere Definitionen im Umlauf, die je nach Dichte, Fläche und Baumhöhe variieren können.
Vier Hauptwaldtypen in den Niederlanden
In den Niederlanden unterscheiden wir vier Haupttypen von Wäldern: Produktionswälder, Schirmwälder, Guts- und Erholungswälder sowie spontane Wälder. Jeder Typ hat seine eigenen Eigenschaften, Geschichte und Funktionen.
1. Produktionswälder
Produktionswälder bilden mit Abstand die größte Gruppe in den Niederlanden und machten 1985 57 % der gesamten Waldfläche aus. Diese Wälder wurden hauptsächlich für die Holzproduktion angelegt und befinden sich häufig auf ehemaligen Heideflächen. Viele dieser Wälder entstanden im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, obwohl einige, wie die Wouwse Plantage und der Mastbos, bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen.
Merkmale von Produktionswäldern:
- Plantage: Oft Nadelbäume wie Waldkiefer, Fichte und Lärche.
- Struktur: Rechteckige Parzellen mit geraden Fahrspuren für effizientes Holzeinschlag.
- Zweck: Hauptsächlich Holzproduktion, heutzutage aber auch Naturwerte und Erholung.
Geschichte: Heidegebiete wurden im 19. und 20. Jahrhundert in großem Umfang von Großgrundbesitzern und Organisationen wie Staatsbosbeheer bewaldet. Dies geschah teilweise aufgrund des Rückgangs der Schafzucht und der Verfügbarkeit von Düngemitteln, die die traditionellen Funktionen der Heide überflüssig machten.
2. Screening-Wälder
Schirmwälder bedecken etwa 13 % der niederländischen Wälder und dienen als Puffer gegen bedrohliche oder schädliche Elemente wie Wind und Flugsand. Sie entstanden oft als Flugsand- oder Dünenwälder, um Sandverwehungen vorzubeugen.
Eigenschaften von Siebwäldern:
- Standort: Entlang von Autobahnen, in Dünengebieten und ehemaligen Flugsandgebieten.
- Zweck: Schutz vor Erosion, Wind und Lärmbelästigung.
Geschichte: Im 18. und 19. Jahrhundert begannen groß angelegte Aufforstungsprojekte, um Flugsand zu kontrollieren. Beispiele sind die Wälder bei Harskamp und die Loonse und Drunense Duinen.
3. Guts- und Erholungswälder
Guts- und Erholungswälder entstanden vor allem im 17. Jahrhundert, als wohlhabende Kaufleute Landgüter errichteten. Diese Wälder haben oft parkähnlichen Charakter und werden heute auch von der Bevölkerung zur Erholung genutzt.
Merkmale von Guts- und Erholungswäldern:
- Standort: Rund um Landgüter und in der Nähe von Städten.
- Zweck: Erholung, Ästhetik und Naturschutz.
- Zusammensetzung: Mischpflanzungen aus Laub- und Nadelbäumen, oft mit exotischen Arten.
Geschichte: Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert errichteten reiche Kaufleute und Adlige Landsitze mit Ziergärten und Parks. Diese wurden später in naturnah gestaltete Landschaftsparks umgewandelt.
4. Spontane Wälder
Spontanwälder sind Wälder, die ohne menschliche Bepflanzung entstehen, oft weil landwirtschaftliche Flächen oder Heideflächen aufgegeben werden. Diese Wälder machen einen kleinen Prozentsatz der gesamten Waldfläche aus, sind aber ökologisch wertvoll.
Merkmale spontaner Wälder:
- Standort: Auf verlassenen Heideflächen und ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen.
- Ziel: Natürliche Entwicklung ohne menschliches Eingreifen.
- Zusammensetzung: Einheimische Baumarten, die sich spontan etablieren.
Geschichte: Ab Ende des 19. Jahrhunderts entstanden spontane Wälder auf verlassenen Heideflächen und landwirtschaftlichen Flächen. Diese Gebiete entwickeln sich langsam zu dicht bewaldeten Gebieten.
Pflanzengemeinschaften in Wäldern
Die Pflanzengemeinschaften in Wäldern variieren je nach Bodenbeschaffenheit und Wassermanagement. Man unterscheidet zwischen Feucht- und Trockenwäldern mit jeweils spezifischen Pflanzengesellschaften.
Feuchte Wälder
Feuchtwälder, wie Erlen-Sumpfwälder und Birken-Sumpfwälder, kommen auf feuchten, oft torfigen Böden vor. Sie beherbergen Arten wie Schwarzerle, Birke und verschiedene Seggenarten.
Trockenwälder
Trockenwälder wie Eichen- und Buchenwälder kommen auf nährstoffarmen, sandigen Böden vor. Sie sind reich an Arten wie Stieleiche, Traubeneiche und Buche.
Waldbewirtschaftung und Zukunft
In den Niederlanden verlagert sich der Schwerpunkt der Waldbewirtschaftung zunehmend auf Naturschutz und Erholung. Das bedeutet, dass der Artenvielfalt, nachhaltigem Holzeinschlag und Freizeiteinrichtungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Projekte wie der Bau von Ökodukten tragen dazu bei, fragmentierte Waldgebiete zu verbinden und so deren ökologischen Wert zu steigern.
Die Erhaltung und Erweiterung von Waldflächen ist für den Erhalt der Artenvielfalt, die Bereitstellung von Ökosystemleistungen und die Bereitstellung von Freizeitmöglichkeiten für künftige Generationen von wesentlicher Bedeutung.
Abschluss
Die niederländischen Wälder sind vielfältig und vielseitig, wobei jeder Waldtyp seine eigene einzigartige Geschichte und Funktion hat. Von den produktiven Nadelwäldern bis zu den Schutzwäldern und von den historischen Gutswäldern bis zu den natürlichen Spontanwäldern trägt jeder zur üppigen grünen Landschaft der Niederlande bei. Der Erhalt und der sorgfältige Ausbau dieser Wälder sind entscheidend für eine nachhaltige Zukunft.